Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen politischen Weltlage wollen wir dazu beitragen, aufzuzeigen, wie Amerika in seiner Breite denkt und fühlt. Nachdem uns der Exil-Bremer Rumsfeld bereits zwischen Kuba und Libyen angesiedelt hat, scheint eine gewisse Differenzierung angebracht.
Wir haben dazu die in den Internetausgeben amerikanischer Lokalzeitungen beliebten Leserbefragungen ausgewertet.
Von nahezu 150 besuchten Zeitungen beschäftigen sich nur 16 (!, Stand 18. Februar) mit dem Thema Irak oder dem Thema Terrorismus. Mit Deutschland beschäftigt sich keine einzige, mit der NATO auch nicht.
Zum Irakkrieg fragt der im ländlichen West Virginia erscheinende Bluefield-Princeton Daily Telegraph: "Glauben Sie, daß die Politik von Bush gegen Saddam an Schwung verloren hat ?". 57,1 % der 119 Antworter teilen diese Meinung.
Mit den Waffeninspektoren beschäftigt sich der in Wisconsin erscheinende Marshield News-Herald. 53,6 % von 84 Lesern wollen den Inspektoren mehr Zeit einräumen.
Auf die Frage, ob der Irak nur durch einen militärischen Eingriff zu entwaffnen ist, antworten 76 % von 1.174 Lesern des in North Carolina erscheinenden Fayetteville Observer mit ja.
Die in Texas erscheinende El Paso Times stellt die Frage, ob sich die Amerikaner über die wirklichen Folgen eines Krieges mit dem Irak bewußt sind. Mehr als die Hälfte der Antworten (58,8 %) meint, daß sich die Amerikaner über die Folgen nicht bewußt wären.
Die erwartete Dauer eines Krieges untersucht der im ländlichen Missouri in Cape Girardeau erscheinende Southeast Missourian. 8,8 % glauben an ein Kriegsende nach zwei Wochen, 14,4 % nach einem Monat. Mehr als die Hälfte glaubt, daß der Krieg weniger als ein halbes Jahr dauern wird, aber immerhin 32 % der 125 Antworter erwartet einen Krieg, der länger als ein Jahr dauern wird.
Die Hendersonville Times-News aus North Carolina stellen die direkte Frage, wer am letzten Wochenende bei einer Friedensdemo war. Von den 216 Antwortern behauten dies 7,4 %.
Bei der Auswertung zu Fragen zum Terrorismus drängt sich die Ansicht auf, daß diese Gefahr für die meisten Amerikaner recht abstrakt ist.
So behaupten 93 % auf eine Frage des in South Dakota erscheinenden Yankton Daily Press & Dakotan, keinerlei Vorkehrungen gegen eine Terrorangriff getroffen zu haben (N =217), 94,3 % der in Alabama erscheinenden Florence Times Daily haben ebenso wenig vorgesorgt. Nur 5 % der Befragten der texanischen Lufkin Daily News befürchten einen Terrorangriff. Die Frage des im nördlichen Kalifornien erscheinenden Redding Record-Searchlight, ob Nordkalifornien von Terroristen angriffen werden wird, verneinen 81 % der 445 Antwortenden.
Die vom neugegründeten Heimwehrministerium (Department of Homeland Security) kommenden Ratschläge und Hinweise werden eher kritisch aufgenommen. Während noch knapp 25 % von 186 Antwortenden des texanischen Killeen Daily Herald glauben, daß die Hinweise eine größere Sicherheit verbreiteten, behaupten 86 % der 406 Leser der in Wisconsin erscheinenden Green Bay Press Gazette, daß die mit Farben gekennzeichneten Terror-Warnstufen zu ignorieren wären. 84 % der 141 Befragten der Georgetown News-Graphics aus Kentucky sagen, daß ihr Leben trotz der Terrorwarnungen wie üblich verlaufe, 85 % der 145 Antworter der in Wisconsin erscheinenden Sheboygan Press beabsichtigen, sich das empfohlene Katastrophen-Set nicht zu kaufen.
Wie in Deutschland, so ist auch in den USA die Pockenfrage aktuell. Anders als in Deutschland wurde in den USA damit begonnen, medizinisches Personal zu impfen. Mit diesem Thema beschäftigt sich die Williamsport Sun-Gazette aus Pennsylvania. 33,8 % der 207 Abstimmenden meinen, daß dies ein weiterer Schritt hin zum Irak-Krieg sei. 25,1 % fordern die sofortige Impfung der gesamten Bevölkerung, 9,7 % lehnen dies als zu gefährlich ab.
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